Jedes Schicksal ist einzigartig und jede Situation zutiefst individuell. Daher ist es wichtig, dass jeder Patient/jede Patientin das bekommt, was er/sie gerade benötigt und nicht nur das, was der jeweilige Arzt gerade kann.
In meiner langjährigen Tätigkeit als Chirurg habe ich viele PatientInnen betreut und begleitet und dadurch ihre Schicksale hautnah miterlebt. Ein gewisses Ausmaß an Verunsicherung, Leid und physischen Schmerzen ist leider unumgänglich, wenn man als Transfrau/Transmann geboren wurde und sich zu einer Geschlechtsangleichung bzw. Geschlechtsanpassung entschließt. Das, was jedoch wirklich belastet, sind all die Komplikationen, Enttäuschungen und eingegangenen Risiken, die sich nur aus unzureichender, nicht sachgemäßer oder fehlerhafter Information bzw. Ausführung ergeben.
Mein Wunsch und Ziel ist es, den Prozentsatz dieser Fälle nachhaltig zu dezimieren.
GRUNDSÄTZLICHES
Ein offenes Wort zu Beginn. Zwei Faktoren sind für die Behandlung von Transpersonen wesentlich und unabdingbar. Einerseits die fachliche Qualifikation – die jahrelange Erfahrung und Vertrautheit mit dem gesamten Therapieverlauf, dem interdisziplinären medizinischen Umfeld und der Praxis mit operativen Eingriffen. Andererseits ein besonderer menschlicher Zugang mit sehr viel Einfühlungsvermögen und Geduld – kurz gesagt, man muss sie mögen! Somit ergibt sich von selbst, dass die Anzahl an seriösen, kompetenten und in Frage kommenden ÄrztInnen extrem überschaubar ist und die Auswahl gering. Dies gilt vor allem für die Operation am Genital.
Geschlechtsangleichungen bzw. Geschlechtsanpassungen in beide Richtungen erfordern eine gewisse Infrastruktur und Logistik, zudem besitzen sie ein nicht unbeträchtliches Komplikationspotential. Daher eignen sich diese chirurgischen Eingriffe nicht zur Durchführung in Privatspitälern, sondern sollten unbedingt in einem Spital mit interdisziplinärem Setting (Urologie, Gynäkologie, Interne, Chirurgie, Intensivstation) durchgeführt werden. Mögliche Komplikationen reichen von Blutungen bzw. Nachblutungen über potentielle lebensbedrohliche Infektionen bis hin zu Verletzungen des Darms/der Blase, u.v.m. Um rasch reagieren und die Sicherheit der PatientInnen gewährleisten zu können, ist der sofortige Zugriff auf sämtliche Abteilungen notwendig.
Auch die lange postoperative Verweildauer (7 – 10 Tage/Operation – mehrere OPs notwendig) würde zu einer Sprengung des finanziellen Rahmens führen.
Im Gegensatz dazu jedoch können Brust-OPs, Narben- u. Genitalkorrekturen sehr wohl im Privatspital durchgeführt werden, weil die Verweildauer kurz ist und die Kosten überschaubar bleiben.
Genitalien
Kostenfaktor
Bei einer Diagnose F64.0 werden, je nach Krankheitsstadium (gleich nach der Diagnose z.B. die Hormontherapie), die gesamten Kosten von der Krankenkassa (Chefarztbewilligung) gedeckt. Daher kommt es im Verlauf der Behandlung, zum gegebenen Zeitpunkt, auch zur 100%igen Abdeckung der chirurgischen Eingriffe am Genital. Dies gilt allerdings nur für inländische öffentliche Spitäler.
Würde man eine Genitalangleichung bzw. Genitalanpassung in einem privaten Spital durchführen lassen, dann müsste man mit z.B. € 40.000,00 (Rudolfinerhaus/Wien, 10 Tage inkl. Ärztehonorar – jedoch ohne mögliche Komplikationen sprich Intensivstation, Blutkonserven, etc.) oder € 100.000,00 (Univ.-Klinik Zürich) rechnen.
Durchführung
100 %ige Deckung durch die Krankenkassa: Was die Anpassung von M à F betrifft, so ist u. a. OA Dr. Kurt Angel, Rudolfstiftung Wien, eine wichtige Anlaufstelle. Bei Harnröhrenverlängerung und ALT-Flap Methode (F à M) genießt Dozent Dr. Georg M. Huemer, LKH Linz, einen ausgezeichneten Ruf. Weitere Anlaufstellen: AKH Wien und LKH Graz (Penoidaufbauten, Mastektomie, Hysterektomie, Kolpektomie und Klitpen).
Privatoperationen im Genitalbereich können in Österreich nicht durchgeführt werden, da es kein Privatspital gibt, das die erforderliche Logistik bereitstellen kann (siehe oben). Jede Operation im Ausland, z.B. Deutschland (München), Schweiz (Zürich, Genf), Ostblock oder Thailand kommt einer Privatoperation gleich, da keine Deckung durch die Krankenkassen vorhanden ist. Hier gilt es jedoch nicht nur den Kosten-/Nutzenfaktor, sondern vor allem auch die fachlichen/örtlichen Voraussetzungen/Gegebenheiten und das einzugehende Risiko sorgfältig und bewusst abzuschätzen.
Postoperative Eingriffe wiederum, wie kleine Korrekturen (Scheideneingangsplastiken, Verlagerung der Harnröhre, Narbenkorrekturen) können im Rahmen der Privatordination problemlos durchgeführt werden.
Brust
Kostenfaktor
Für die Durchführung dieser Operation in einem öffentlichen Spital gelten (ab Diagnose F64.0) dieselben Bedingungen wie für die Operation am Genital.
Für die Behandlung durch den Arzt Ihres Vertrauens/Ihrer Wahl in einem Privatspital – egal ob Brustaufbau/-abbau oder Narbenkorrektur – betragen die Kosten
€ 2.000,00 – € 4.000,00. Z.B. postoperative Brust- und Genitalkorrektur € 3.500,00.
Durchführung
Brustchirurgie für beide Geschlechter bieten z.B. in Wien die Plastisch Chirurgischen Abteilungen des AKH, der Rudolfstiftung und des Wilhelminenspitals an.
Im Gegensatz zum Genitalbereich ist es beim Brustaufbau/-abbau sehr wohl möglich und auch sinnvoll, sich für eine Privatoperation zu entscheiden. Vor allem dann, wenn man auf persönliche, kontinuierliche und individuelle Betreuung (Ihr durchführender Arzt ist während des gesamten Behandlungsverlaufes immer an Ihrer Seite und erreichbar) und Privatsphäre (Einzelzimmer) Wert legt. Aus verständlichen Gründen kann dies kein öffentliches Spital gewährleisten (Wartezeiten in den allgemeinen Ambulanzen, keine fixen Ansprechpartner, etc.).
TRANSSEXUELLER WEG VON FRAU À MANN
Ehrenamtlicher Verein für Menschen, die sich in ihrem Geburtsgeschlecht “weiblich” nicht wohl oder verstanden fühlen. Interessensvertretung von Betroffenen für Betroffene. Infos, Hilfe und Beratung für transidente Personen und Angehörige, österreichweit und jederzeit über transmann-austria.at bzw. verein@transmann-austria.at erreichbar.
TRANS-AUSTRIA
Gemeinnütziger Verein für die Beratung und Begleitung von transidenten und intergeschlechtlichen, -sexuellen Menschen und deren Angehörigen.
Themen: F64.0 Transsexualismus, F64.1 Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechterrollen, F64.2 Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters, F64.8 Sonstige Störungen der Geschlechtsidentität, F65 Störungen der Sexualpräferenz (Fetischistischer Transvestitismus, Exhibitionismus, Voyeurismus, Pädophilie, Sadomasochismus), F66 Psychische u. Verhaltensstörung in Verbindung mit d. sexuellen Entwicklung u. Orientierung, F66.0 Sexuelle Reifungskrise, F66.1 Ichdystone Sexualorientierung, F66.2 Sexuelle Beziehungsstörung.
Kontakt bzw. trans-austria.org.