Beim Morton Neurom, auch Morton
Metatarsalgie genannt, handelt es sich um ein Nervenkompressionssyndrom. Streng
genommen ist die Bezeichnung „Neurom“ nicht wirklich zutreffend. Ein Neurom
oder Nervenfaserbündel entsteht, wenn ein Nerv durchtrennt wird und sich
aufgrund dessen an seinem Ende ein Nervenknödel bildet, der Schmerzen
verursacht, z.B. nach einer Amputation. In diesem Fall findet der Nerv sein
Erfolgsorgan nicht mehr, ist „verwirrt“ und bildet eine Verdickung beim
Versuch, Narbengewebe zu durchdringen, um zur nicht mehr existenten Extremität
zu gelangen. Diese kann kirschkerngroß werden. Der Morton-Metatarsalgie wiederum
liegt ein zwischen den Zehen eingeengter Interdigitalnerv zugrunde, der
eingequetscht wird, aber völlig intakt ist.
Wie entsteht ein solches
Problem?
Meist durch zu enges Schuhwerk,
weshalb Frauen besonders häufig betroffen sind. Unsere Füße, die sich aus
jeweils 26 Knochen, etlichen Muskeln, Bändern, Sehnen, Arterien und Nerven
zusammensetzen, müssen tagtäglich sehr viel leisten. Zwischen den Köpfchen
unserer Mittelfußknochen befinden sich kleinste Äste unserer Schienbeinnervs,
des Nervus tibialis. Da bleibt nicht viel Spielraum. Werden die Füße durch zu
enge Schuhe zusammengedrückt oder ständig übermäßig belastet, z.B. durch Laufen
oder Stehen, haben die Nervenäste zu wenig Platz und reagieren empfindlich.
Aber sollte unser
Bewegungsapparat und vor allem unser peripheres Nervensystem extremen
Belastungen nicht standhalten können?
Dazu ist unser Körper und vor allem
das periphere Nervensystem definitiv in der Lage, allerdings stößt es
irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes an Grenzen. Eine chronische Einengung
führt dazu, dass es zu einer knotenartigen Verdickung kommt, eben dem genannten
Nervenknödel im Nervenaufzweigungsbereich. In manchen Fällen kommt außerdem ein
entzündlich veränderter, vergrößerter Schleimbeutel hinzu, wodurch der Nerv
noch mehr gereizt wird.
Wie äußert sich die
Erkrankung?
Durch brennende, stechende Schmerzen,
die sich dann verschlimmern, wenn man enge Schuhe trägt oder den Vorfuß
zusammendrückt. Sensibilitätsstörungen und Druckschmerzhaftigkeit spielen
ebenfalls eine Rolle. Bei manchen Patienten zeigt sich ein positives
Mulder-Zeichen, eine Art Klicken, das beim Zusammendrücken der Zehen entsteht.
Im Ultraschall sieht man eine Art „Tulpe“, die zwischen den Zehen aufpoppt,
wenn man sie zusammendrückt.
Das heißt, der hochauflösende
Ultraschall ist als bildgebende Maßnahme empfehlenswert?
Ja, auch deshalb, da MRT und CT im
Liegen durchgeführt werden, wenn kein Druck auf den Füßen lastet. Außerdem ist
der hochauflösende Ultraschall in Bezug auf die Diagnose peripherer
Nervenkompressionssyndrome und anderer Nervenproblematiken das Mittel der Wahl.
Dieser Bildgebung entgeht nichts, sie ist kostengünstig und kann praktisch
überall durchgeführt werden.
Welche
Behandlungsmöglichkeiten der Morton-Metatarsalgie gibt es?
Zunächst einmal sollte das Tragen von
zu engen Schuhen vermieden werden. Ich empfehle zunächst eine konservative
Behandlung, z.B. mittels Kompressionsstrumpf, physikalischer Therapie,
Schuheinlagen, Polsterung des Zehenzwischenraums oder einer ultraschallgezielten
Kortison-Injektion. Es gibt Patienten, die eine Morton-Metatarsalgie, aber
keinerlei Beschwerden haben. Diejenigen, die von konservativen Maßnahmen nicht
profitieren konnten, sollten operiert werden.
Wie gestaltet sich die
Operation?
Bevor ich operiere, lasse ich
ultraschallgezielt eine Testblockade durchführen. Das heißt, die Betroffenen
bekommen eine Betäubungsspritze ins schmerzauslösende Areal und führen Buch
über sämtliche Veränderungen in Bezug auf den Schmerz und die Dauer der Schmerzfreiheit.
Ist jemand mindestens zwei Stunden schmerzfrei oder nahezu schmerzfrei,
imitiert das den OP-Erfolg.
Ich gehe streckseitig über den
Fußrücken in den Fußhinein, entferne einengende Strukturen und belasse den
Nerv, wie er ist. In absoluten Ausnahmefällen, z.B., wenn es sich um einen sehr
dicken Nervenknödel handelt, oder der Patient zum wiederholten Male von einem
solchen betroffen ist, schneide ich den Nerv radikal weg.
Was ist nach dem Eingriff zu
beachten?
Ich verordne für zwei Wochen einen Vorfußentlastungsschuh, durch den der Patient in der Lage ist, sich völlig normal fortzubewegen. Des Weiteren empfehle ich eine Physiotherapie, die gewährleisten soll, dass man keine Schonhaltung annimmt oder sich falsch bewegt. Ohne Mobilisierung geht es nicht. Des Weiteren sind hochlagern und kühlen das Um und Auf. Dass man nach der OP auf weites Schuhwerk zurückgreifen und diesbezüglich nicht in alte Muster verfallen sollte, versteht sich von selbst.
Die Form der Nervenchirurgie, auf die ich
spezialisiert bin, bezieht sich auf das periphere Nervensystem. Das heißt, ich
kümmere mich um jene Nerven, die außerhalb des Gehirns und Rückenmarks
verlaufen und nicht zum Zentralnervensystem gehören, das eine Domäne der
Neurochirurgie ist.
Sie haben vor einigen Jahren das 1. Wiener
Nervenschmerz Zentrum gegründet. Was hat es damit auf sich?
Die Idee war, Menschen mit chronischen Schmerzen
eine Anlaufstelle zu bieten und ihnen bestmöglich zu helfen. Wir arbeiten
interdisziplinär und bieten von der Diagnosestellung bis hin zur
patientenorientierten Versorgung alles unter einem Dach.
Das heißt, in Ihrer Ordination sind
Schmerzpatienten an der richtigen Adresse?
Richtig, wobei natürlich unterschieden werden
sollte, welchen Ursprung die Schmerzen haben. Bandscheibenvorfälle können wir
zum Beispiel nicht therapieren, da die in einen anderen Fachbereich fallen.
Besteht allerdings der Verdacht, dass das periphere Nervensystem betroffen sein
könnte oder ist die Symptomatik eindeutig, empfiehlt sich eine Konsultation bei
uns.
Wie gestaltet sich der Weg eines Patienten?
In der Regel ist zunächst ein hochauflösender
Ultraschall empfehlenswert. Mit Hilfe dieses Diagnosetools lässt sich
millimetergenau feststellen, ob ein peripherer Nerv als Schmerzursache
erkennbar ist und was ihm fehlt. Kommt der Patient zuerst zu mir, stehen mir
einige klinische Tests zur Verfügung, die in Kombination mit meiner jahrelangen
Expertise Aufschluss darüber geben können, ob der Patient von neuropathischen
Schmerzen betroffen ist.
Was geschieht nach der Diagnosestellung?
Wurde das periphere Nervensystem eindeutig als „Übeltäter“
identifiziert, wird – je nach Ursache und Lokalisation – konservativ oder
chirurgisch behandelt. Ich operiere nur jene Patienten, die beim Ultraschall
waren und eindeutig von einer Operation profitieren würden.
Wie stellen Sie fest, ob ein Patient einen
Benefit von einem chirurgischen Eingriff hätte?
Mittels Testblockade. Diese gleicht einer Spritze
beim Zahnarzt und hat das Ziel, den Schmerz über Stunden auszuschalten oder zu
reduzieren. Unsere Patienten führen nach der Injektion genau Buch darüber, wie
es ihnen danach erging. Ist jemand beispielsweise zwei Stunden lang komplett
schmerzfrei, lässt das darauf schließen, dass die Operation ihm nachhaltig
helfen kann.
Welche Symptome lassen darauf schließen,
dass man von Nervenschmerz bzw. neuropathischen Schmerzen betroffen ist?
Das ist ganz unterschiedlich. Elektrische
Missempfindungen, Kribbeln, Taubheit oder ein Stechen sprechen dafür. Bei
manchen Nerveneinengungssyndromen kommt Nachtschmerz dazu, die Betroffenen
haben das Bedürfnis, den Arm oder das Bein auszuschütteln oder verspüren starke
Schmerzen in den Fingern oder Zehen. Es kommt immer darauf an, welcher Nerv
betroffen ist und wo sich die Problemstelle befindet. Da Nerven Muskeln mit
Impulsen versorgen, kann die Muskulatur in fortgeschrittenen Stadien zugrunde
gehen.
Ist diese Schmerzform permanent oder äußert
sie sich nur zeitweise?
Auch das ist individuell verschieden. Sie können plötzlich einschießen, in Ruhe auftreten oder sich bei Belastung äußern. Manche Patienten spüren sie nur zeitweise, andere sind ständig damit konfrontiert. Bei weiblichen Patienten spielt der Hormonstatus eine Rolle, je nach Zykluszeitpunkt spüren sie die Schmerzen mitunter stärker. Des Weiteren können Schwangerschaften oder Erkrankungen Nervenschmerzen auslösen oder verstärken.
Was versteht man unter Nervenschmerz? Bei Nervenschmerzen bzw. neuropathischen Schmerzen ist das periphere Nervensystem Schmerzverursacher. Es leitet normalerweise Berührungen, Temperaturempfindungen oder Schmerz ans Gehirn weiter. Leidet man unter Nervenschmerzen, werden meist ununterbrochen Schmerzsignale weitergeleitet.
Das heißt, die „Leitung“ selbst wird zum Schmerzursprung oder hat, anders ausgedrückt, selbst Schmerzen? Richtig. Sind nervale Strukturen beschädigt oder erkrankt, drücken sie das in Form von Missempfindungen oder Schmerz aus. Sie signalisieren damit sozusagen, dass etwas nicht stimmt. Periphere Nerven liegen außerhalb des Gehirns und Rückenmarks, sind extrem elastisch und gehen bis in die Zehen und Fingerspitzen hinein. Sie sitzen in der Tiefe, aber auch in der Haut. Obwohl sie extrem leistungsfähig und zäh sind, reagieren Nerven sehr sensibel auf die Störung ihres Gleichgewichts, sei es in Form von Verletzungen oder wenn sie in ihrer natürlichen Umgebung plötzlich nicht mehr genug Platz haben.
Wie äußert sich diese Schmerzform? Das ist ganz unterschiedlich. Von Brennen über Kribbeln oder Ameisenlaufen bis hin zu Stechen und elektrischen oder dumpfen Schmerzen. Manchmal sind sie einschießend, manchmal anhaltend und manchmal unerträglich. Sie können von extremer Hautempfindlichkeit, Taubheitsgefühl und übersteigerter Berührungsempfindung begleitet sein.
Wen sollte man beim Auftreten von Nervenschmerzen aufsuchen? Wenngleich der neuropathische Schmerz eine Domäne der Neurologen ist, lässt sich die Ursache mitunter nicht anhand einer Nervenleitgeschwindigkeitsmessung diagnostizieren. Oftmals empfiehlt sich ein hochauflösender Ultraschall zur genauen Diagnosestellung. Ich wende bei Bedarf bestimmte klinische Tests an und kann aufgrund meiner Expertise eine klare Diagnose stellen. Allerdings ist die Sonographie für mich das entscheidende diagnostische Tool, um meinen Verdacht zu erhärten oder das Problem zweifelsfrei schwarz auf weiß zu sehen.
Kann jedes Nervenproblem mittels Operation gelöst werden? Keinesfalls. Obwohl es natürlich großartig wäre, wenn sich jede Erkrankung mittels Eingriff beheben ließe, operiere ich nur dann, wenn meine Patienten tatsächlich davon profitieren können. Nervenchirurgie ist äußerst komplex und mit Risiken verbunden. Es wäre für mich als Chirurg fatal, die Situation eines Menschen zu verschlechtern, was bei nervenchirurgischen Eingriffen immer passieren kann.
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