Karpaltunnelsyndrom

Gefühlsstörungen im Daumen

Ursache
Es kommt zu einer Einengung des Mittelnervs (Nervus medianus), beugeseitig am Handgelenk (zwischen Daumenballen und Kleinfingerballen). Ausgelöst durch Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus, rheumatische Erkrankungen), Unfälle oder meist auch ohne erkennbare Ursache.

Beschwerden
Gefühlsstörungen im Daumen, Zeige- und Mittelfinger (bamstiges Gefühl) und zusätzliche Schmerzen im Handgelenksbereich, welche bis zur Schulter ausstrahlen können.

Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt klassisch mittels Anamnese und Provokationstests wie dem Hoffmann-Tinel-Zeichen, das in Form von Missempfindungen auftritt, sobald das Versorgungsgebiet des Nervus medianus beklopft wird, oder dem Phalen-Zeichen. Des Weiteren wird zur Untermauerung der Diagnose üblicherweise eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung durchgeführt. Diese kann mitunter normal ausfallen, obwohl der Nervus medianus eingeengt ist. Deshalb empfiehlt sich in solchen Fällen ein hochauflösender Ultraschall (Sonographie), um die Situation mittels Bildgebung darzustellen und herauszufinden, ob es sich um eine Nerveneinengung handelt.

Therapiemöglichkeiten
Konservativ: Zur konservativen Behandlung des CTS eignen sich in manchen Fällen Dehnübungen, physikalische Therapien, Kortisoninjektionen, die Einnahme von NSAR oder eine Nachtlagerungsschiene.

Chirurgisch: Ambulant und in örtlicher Betäubung (oder bei Bedarf im Dämmerschlaf) erfolgt ein Schnitt oberhalb des Handgelenks in der Handinnenfläche, um das Karpalband, eine feste Bindegewebsstruktur oberhalb des Nervs, durchtrennen zu können und den Nerv aus seiner Einengung zu befreien. Falls er zusätzlich von Binde- oder Narbengewebe eingeengt wird, ist eine Entfernung desselben unabdingbar. Des Weiteren erlaubt eine offene Operation auch, allfällige Begleitpathologien wie etwa eine Entzündung der Beugesehnen behandeln zu können.

Die Operation kann bei Bedarf endoskopisch erfolgen.

Minimal-invasiv: Vor einigen Jahren hat sich in den USA eine Methode etabliert, die eine nicht-chirurgische Behandlung des Karpaltunnelsyndroms ermöglicht: Beim Thread Carpal Tunnel Release (TCTR), auch The Guo Technique® genannt, handelt es sich um einen Eingriff, der von Dr. Guo und Kollegen vor Jahren entwickelt und perfektioniert wurde. Er erfolgt in lokaler Betäubung oder bei Bedarf im Dämmerschlaf.

Unter Ultraschallbeobachtung und sterilen Bedingungen wird der Nervus medianus dargestellt. Danach erfolgt in der Handinnenfläche das Einbringen einer langen Hohlnadel (Spinalnadel/Spinalkanüle), die unterhalb des Karpalbandes hindurchgeschoben wird und im Bereich des Handgelenks wieder austritt. Durch diese Nadel wird ein spezieller medizinischer Draht von unten hindurchgeschoben, bis er am anderen Ende herauskommt. Die Nadel wird entfernt, während der Draht aus beiden Einstichstellen herausschaut. Danach wird eine weitere Nadel von oben durch beide Einstichstellen, aber diesmal oberhalb des Karpalbandes, in die Hand eingeführt. Das untere Drahtende wird in das untere Nadelende eingeführt, um im Innern der Hand eine Schlaufe um das Karpalband zu bilden und das Drahtende oben herausziehen zu können. Danach erfolgt das langsame Entfernen der Nadel und im Anschluss das Einziehen der Schlaufe durch die untere Einstichstelle sowie das „Zersägen“ des Karpalbands durch vorsichtige Bewegungen der gekreuzten Drahtenden unter Ultraschallkontrolle. Ist das Karpalband vollständig durchtrennt, kann der Draht durch die Einstichstelle in der Handinnenfläche entfernt werden. Nach der Behandlung ist lediglich ein Druckverband nötig, um die Einstichstellen zu schützen. Bereits am nächsten Tag kann mit Bewegungsübungen begonnen werden.

Postoperativ
Schonung für zwei Wochen. In seltenen Fällen ist eine Physiotherapie indiziert.

© , Dr. med. univ. Veith Moser - Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, Nervenchirurgie und Handchirurgie